Kaum gehts richtig los, ist’s schon wieder vorbei – Saison 2022

Irgendwann geht’s einfach los, die Saison mein ich. War dieses Jahr nicht anders. Kaum war der (Rest)Schnee weg, folgte sofort die Planung für die kommende Saison. Mehrtägige Tour über den Gommer-Höhenweg und weiss ich noch was für tolle Touren.
War es 2021 der viele Regen, so war es dieses Jahr die Hitze welche uns Grenzen setzte. Bettmeralp, Riederalp oder Chüebodä waren schon zu weit. Aber so fanden die Spaziergänge oberhalb Betten in der Voralpe statt.

Gletschi Kids

Judith, die quirlige und herzliche Holländerin welche das Gletschi-Programm 2022 übernommen hat, wird von den Kindern geliebt und ist mit viel Herz bei der Sache. So gab es viele spannende Kinder die uns wöchentlich begleiten.

Die Geissen sind dabei völlig entspannt und geniessen den Spaziergang genauso.

Ein paar Mal mussten die Kinder per Taxi zu den Geissen fahren. Wie unschwer zu erkennen ist, sorgte die Fahrt für allgemeine Heiterkeit.

Unten ein kleiner Ausschnitt über die Saison mit den Gletschi-Kids .

Trekkings

OK, es waren eher kleinere Wanderungen. Nicht weniger schön, aber eben, für echte Touren war es schlicht zu heiss. Auch die Wanderlust der Geissen war bescheiden und es musste immer sicher gestellt sein, dass Wasser zu finden war. Bei dem Mangel an Wasser nicht immer so einfach – die Bäche und Kanäle waren trocken.

Also suchten wir viel Schatten (Wald) und gingen alles etwas ruhiger an. Viele supertolle Kinder, Grossmütter und -Väter, Mütter, Väter, Onkel, Tanten, Gotten und Göttis, Lehrer|Betreuer*Innen und was sonst noch alles. Chummulti goes international, sogar Strassenarbeiterinnen aus New York gehörten zur spannenden Klientel. Die Geissen hatten nichts gegen diese Art der “Ausflüge” und waren immer motiviert oder gingen gar auf Kinder oder Personen ein – immer wieder aufregend zu sehen. Auch ihr etwas eigener Humor kam immer wieder hervor. Ach, da gäbs ja soviel zu erzählen …

Saison 2023 – ab Bettmeralp

Ja, richtig, den Sommer 2023 verbringen die Geissen auf der Bettmeralp.

Die Schalbbina, so der Name der Weide liegt am unteren Ende der Bettmeralp, ca. 5 – 10 Gehminuten von der LSB-Station entfernt. Mit Stall und Bach, wunderschön mit allem das Geissenherz begehrt. Die Weide wurde mir zur Nutzung für die Geissen von einer sehr netten Mitbewohnerin aus Betten zur Verfügung gestellt.

Als Ausgangspunkt für Touren, Trekkings und das Gletschiprogramm ist die Schalbbina ideal. Ob Rundtour zur Bättmer Hitta und via Baschweri zurück oder Moosfluh mit Gletschersicht oder doch zur Märjelensee-Hütte mit Übernachten …
Eine Fülle neuer Inspirationen.

Sommer 2022 waren wir kein einziges Mal zu Fuss zur Alpa hoch. Es war schlicht und einfach zu heiss. Eigentlich unternahmen wir nur kurze Touren und suchten möglichst den Schatten (=Wald).

Die Weide umfasst das ganze ungemähte Terrain im Bild rechts. Neben feinsten Alpenkräutern geniessen die munteren Geissen auch eine eindrückliche Weitsicht.

Also, auf zu neuen Ufern. Die sehr gute Nachricht für unsere kleineren, zweibeinigen Begleiter: Es ist nicht mehr so steil. Beim Geissen-Spaziergang bewegen wir uns in +/- 50 Höhenmetern. Unter diesem Link findet ihr die aktuellen Touren ab Schalbbina. Soviel vorweg, viele Ziele sind nun in einer Tagestour erreichbar.

Touren 2023

Ab ca. Mitte Juni bis Oktober (?) finden alle Touren ab Bettmeralp (Schalbbina) statt.

Mit jüngeren Kindern und Geissen unterwegs in der Voralpe (Mai) oder Richtung Baschweri / Waldpromenade (Saison).

Geissä weidä / Spaziergang
ZielgruppeFamilien mit Kindern ab 4 Jahren
Dauer10:00 - 14:00 / ca. 4h
AusrüstungWanderschuhe, lange Hosen, etwas zum Essen und Trinken
Anforderunegnkeine
TourVon der Schalbbina geht es zum Wald (Panoramaweg) und via Kräuterlehrpfad Richtug Baschweri und zurück Richtung Schalbbina.
Angebot9 Geissen
Preis120 (4 Personen), Zusätzliche Person: 30, Zusätzliches Kind: 10

Mit Kindern ab 5-6 Jahren durch Märliwälder und Aussicht ins Goms zur Bättmerhitta und via Baschweri zurück zur Schalbbina.

Kleine Tagestour
ZielgruppeFamilien mit Kinder(n) ab 5-6 Jahren
Dauer10:00 - 17:00 / ca. 8h
reine Laufzeit ca. 4 - 5h
AusrüstungWanderschuhe, lange Hosen, etwas zum Essen und Trinken
Anforderunegnleichte Wanderung
TourTreffpunkt: Schalbbina (ca. 10 Gehminuten von der LSB-Station). Via Waldpromenade - Märliwald - Bättmerhitta - Baschweri - Schalbbina Kräuterlehrpfad -
AngebotMin. 6 Geissen.
Preis280 (4 Personen pauschal), Weitere Person: 40, weiteres Kind: 20

Gruppen und Familien mit Kinder ab ca. 10 Jahren. Wir bewegen uns in grösseren Höhen und steilerem Gelände.

Grosse Tagestour
ZielgruppeFamilien mit Kindern ab 10 Jahren
Dauer08:00 - 17:00 / ca. 9h
reine Laufzeit ca. 5 -6h
AusrüstungWanderschuhe, lange Hosen, etwas zum Essen und Trinken. Gorgo und Lionel tragen auf Wunsch gerne mit (Voranmelden).
AnforderunegnBergwanderung
Tour (Variante 1)Treffpunkt: Schalbbina (Bettmeralp, 1850 MüM)
Tour: -> Bettmersee - Biel (2292 MüM) - Blausee - Bettmeralp (via Kapelle) - Schalbbina
Der Aufstieg geht von Schalbbina bis Biel 450m Höhenmeter embrüf. Ab Bettmersee sind es Bergwanderwege mit herrlichem Blick auf den grossen Aletsch-Gletscher.
Tour (Variante 2)Treffpunkt: Schalbbina (Bettmeralp, 1850 MüM)
Tour: -> Waldpromenade - Zauberwald - Laxerstafel - Laxeralp - Chiebodä (2210 MüM) - Bättmerhitta - Baschweri oder Kapelle - Schalbbina
Tour (Variante 3)Treffpunkt: Schalbbina (Bettmeralp, 1850 MüM)
Tour: -> Blausee - Härdernagrat -Riederfurka - Fleschu - Sälzgäb - Scheeboduegg - Bettmeralp - Schalbbina
AngebotTour mit min. 6 Geissen
Preis360 (4 Personen pauschal), Weitere Person: 30, weiteres Kind: 15

Chind und Geissä / Kids’n goates

Im Rahmen des Gletschi Programmes besuchen die Kinder die Geissen auf ihrer Weide in Betten. Von hier aus starten wir mit unserem Spazier-/Weidegang.

Als ich dieses Programm mit den Gletschi-Kids startete war ich etwas skeptisch weil meine Geissen doch recht ungestüm sein können. Nicht aggressiv, aber halt schon ein wilder Haufen. Umso erstaunter war ich als ich feststellte, dass die Geissen ruhiger werden wenn die Kinder da sind, auf eine, ihre, Art rücksichtsvoll.
Letztes Jahr, wir sassen in der Runde und Corinne, Leiterin der Gletschi-Kids, erzählte gerade die Geschichte von “Charlie dem stinkenden Geissbock” legte sich Gorgo mit in die Runde. Gorgo ist der Grösste der Geissengruppe und überragt die meisten der Kinder. Mit seinen langen Hörnern macht er schon ordentlich Eindruck, er ist aber eher ein Schmusebärchen. Nach einer Weile erhob sich Gorgo um die Runde zu verlassen. Da er nicht rückwärts laufen wollte, entschied er sich dazu über Corinne hinwegzusteigen. Langsam und mit viel Feingefühl, ohne auf Corinne draufzutreten, lief er einfach über sie hinweg. Er hätte ja auch einfach über ein Kind laufen können. Die wären kleiner gewesen, aber er entschied sich für die erwachsene Corinne.
Später in der Saison entschlossen wir uns, mit den Geissen einen Weide-Spaziergang zu machen weil uns das sinnvoller erschien. Es hat immer Kinder dabei die etwas Angst vor den Geissen haben oder sich in der Weide schnell mal langweilen.

Ein weiteres eindrückliches Erlebnis dafür, dass Geissen Empathie entwicklen können:
Mit 2 Müttern und einer Horde Kinder waren wir, ebenfalls bei einem Weide-Spaziergang, unterwegs oberhalb von Betten. Einer der Jungs hatte einen Ast gefunden und benutzte diesen als Hirtenstock. Ein Mädchen fragte den Jungen, ob sie den Stock einmal ausleihen dürfe. Er übergab seinen Hirtenstock. In der Folge fuchtelte das Mädchen etwas unglücklich mit dem Stock herum und traf den Jungen dabei am Arm was ihm offenbar weh tat und er laut schreiend zu seiner Mutter rannte. Dem Mädchen tat es unendlich leid, dass sie ohne Absicht dem Jungen Schmerz zugefügt hatte. Sie lief dann leise weinend, schniefend und tief betrübt weiter. Sofort gesellten sich Lionel und Diana zu ihr, nahmen sie in die Mitte und spazierten mit ihr weiter. Sie wichen erst von ihrer Seite als sie nicht mehr weinte.

So unzimperlich die Geissen manchmal untereinander sind, sobald man mit ihnen unterwegs ist legen sie ein recht feinfühliges Wesen an den Tag. Speziell im Umgang mit Kindern. Klar gibt es auch immer wieder mal Kinder die mögen die Gesellschaft der Geissen nicht besonders, sind halt keine Kuscheltiere in dem Sinne. Aber sogar das begreifen die Geissen relativ schnell und lassen die Kinder in der Folge in Ruhe.
Ein paar wenige Kinder hatten auch schon Erfahrungen mit den Hörnern gemacht. Die natürliche Abwehrreaktion der Geissen ist halt mit dem Kopf, und demzufolge mit den Hörnern. Aus Sicht der Geiss ist das eine sanfte Abwehr, die Bewegung erfolgt auch sehr langsam, nicht ein Hornstoss und schon gar kein Angriff.

Geissen und Kinder verstehen sich bestens, so mein Fazit nach drei Sommern und anfänglichen Bedenken. Begegnen sich beide mit Respekt und Liebe wird daraus jedes mal ein unvergessliches Erlebnis.
Steht ein Kind unter einem Baum mit herrlichen Blättern kommt garantiert eine Geiss daher, schaut zu dem verführerischen Ast hoch und abwechselnd zu dem Kinde um zu sagen “Bitte biege den Ast herunter damit ich die Blätter fressen kann”. Da Liebe bekanntlich durch den Magen geht wird die Geiss das Kind sofort ins Herz schliessen.

Lionel entwickelt sich zum totalen Schmusebock und sucht die Nähe zu den Kindern. Nicht die Kinder setzen sich zu ihm, nein, er sucht ihre Nähe und legt sich mitten in die Kinder hinein. Die dürfen (sollen?) ihn knuddeln oder Zöpfe flechten, er geniesst dies sehr. Bock im Korb? Mittlerweile ist er aber auch kein kleines Böckchen mehr, zwar noch etwas kleiner als Gorgo, aber doch auch schon ein statlicher Bock um die 60kg.

Riederfurka

Gestern habe ich mich mit den Geissen auf die Riederfurka gewagt. Rund 16 km und 1700 Höhenmeter lagen vor uns. Wie immer starteten wir spät, 10:00 Uhr, und waren uns nicht ganz sicher das etwas ambitionierte Ziel auch wirklich zu erreichen. Der Start war wie immer eher etwas langsam und es bildeten sich die 2 bekannten Gruppen. Einerseits Shayenne, Gorgo und Carla Bruni in Front und mit etwas Abstand Anna, Samantha, Diana und Lionel. Die 2. Gruppe verblieb immer etwas länger an den Büschen entlang des Weges um sich die Bäuche vollzuschlagen.

Erster Halt beim hochalpinen Fussballplatz auf dem Weg zur Golmenegg. Wobei der Halt für die Geissen einfach eine weitere Futterpause ist. Unglaublich welche Futtermengen die in sich reinstopfen können. Natürlich wandern nur die edelsten Blätter, Halme, Blüten etc. in ihre Mägen.

Freundlich und neugierig begrüssen uns Anitas Eschu. Wir werden ihnen später, auf dem Heimweg, noch näher begegnen …

Mutterseelenallein liegt dieses Bijou auf einer Lichtung hoch über dem Tal der Rottu.

Mittlerweile bin ich mir absolut sicher das auch Geissen Aussicht geniessen können. Immer wieder halten sie an Orten wo es nichts zu fressen gibt, dafür eine fantastische Fernsicht bietet.

Endlich auf der Golmenegg angekommem. Eigentlich war der Halt zum rasten gedacht. Die Kletterkünstlerin Diana hat da aber ganz andere Ideen …

Von der Golmenegg führte der Weg weiter nach Riederalp. Leider gibt es dazu keine/wenig Bilder. Durch all die vielen Touristen und vorbei an liebevoll gepflegten Gärten und Blumenkisten erfordert etwas Konzentration meinerseits. Ein Schwätzchen geht gar nicht, die Geissen entdecken sofort ein Gärtchen, Blumenkistchen oder wollen den Konsum mal von innen sehen.

Das Tagesziel ist fast erreicht. Kurz vor 15:00 Uhr erreichen wir die Riederfurka. Das sympathische Restaurant “Riederfurka” lockt mit Erfrischungen aber eine Annäherung ist mit den munteren Geissen nicht möglich. Der Rosmarin auf den Tischen lockt zum Fressen und Diana und Lionel machen sich einen Spass daraus das Dach des Grills zu erklimmen und als Rutschbahn zu benutzen.

Der Ausblick ist schlicht umwerfend …

Auch Shayenne scheint beeindruckt von dieser herrlichen Bergwelt.

Ein letzter, kurzer Aufstieg zur Villa Kunterbunt. Eigentlich Villa Cassel (https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Cassel), gehört heute dem Verein “Pro Natura” und dieses Jahr wegen Renovation geschlossen.

Der kleine Gupf ist das Riederhorn. Darum herum führt ein Wanderweg welcher vor allem auf der Westseite einen fantastischen Ausblick auf den Aletsch-Gletscher bietet. Aus Zeitgründen mussten wir aber davon absehen.

Um 17:00 Uhr machetn wir uns auf den Rückweg, wieder via Riederalp, Golmenegg …

Die quirlige Diana in Aktion …

Da wir Talwärts den direkteren (steileren) Weg nahmen, führte uns dieser durch die Weide der Eschu. Lauthals und mit Bocksprüngen wurden wir begrüsst. Was den Geissen aber eher etwas suspekt vorkam … Das Törli zum verlassen der Weide absolvierten sie im Galopp.

Ankunft in Goppisberg um 19:20 Uhr. Also schon fast zuhause. In Goppisberg gibts eine Besenbeiz. Eigentlich wollte ich mir noch einen sauren Moscht (Möhl natürlich) und ein Biberli genehmigen. Musste die Pause aber abbrechen weil die Geissen die Blumen auf dem Dorfplatz zum fressen gern hatten.

Learning-Bits

  • Eigentlich eine 2 Tages Tour mit Übernachtung und Raclette a discretion im Rest. Riederfurka
  • Den Rundweg ums Riederhorn am 2. Tag geniessen und via Erlebnispfad und Blausee zur Bettmeralp und von da nach Hause (Betten)
  • Ich brauche einen Falteimer, dringend, um die Geissen zu tränken
  • Meine Nikon D300 SLR ist zu schwer um nur einmal ausgepackt zu werden um 3 Fotos zu schiessen …

Resumée

Einfach fantastisch, aber eben eher ein 2-Täger